In ihrem großformatigen Scherenschnitt thematisiert Sonja Yakovleva das Spannungsfeld zwischen der Privatsphäre und öffentlicher Zurschaustellung weiblicher Körper. Humorvoll und zugleich provozierend gestaltet sie Reizwäsche als feines Kunstwerk. Die »Höschen« wirken sonderbar oder erinnern an Tiere oder einen Gewichthebergürtel. Dieser ironische Umgang mit Dessous regt dazu an, über den Zweck ihres Designs, aber auch über den Druck nachzudenken, dem Frauen in Bezug auf Attraktivität und Begehrlichkeit ausgesetzt sind. Indem Yakovleva die Dessous unmittelbar zur Schau stellt, entzaubert sie weit verbreitete Vorstellungen von Intimität und Erotik.
Ihre Kunstwerke vereinen Elemente aus dem sogenannten Graphic Novel, dem Scherenschnitt und ausdruckstarker Zeichnung. Mit ihrem feministischen Werk will sie uns bewusst machen, wie stark noch heute das vermeintliche Ideal von weiblicher Schönheit von gesellschaftlichen Normen bestimmt wird. Als Betrachtende dieser Reizwäsche gleichen wir nahezu Voyeurist:innen, deren Blicken der weibliche Körper ausgesetzt ist. Es geht um die Lust am Schauen, um den Reiz, aber auch um die Sexualisierung, die dabei mitschwingt. Obwohl die Kleidungsstücke intim sind, folgen sie gesellschaftlichen Erwartungen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2023-008
- Material / Technik: Papierschnitt
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart