Im Werk »Grabenkrieg« zeigt sich einmal mehr Otto Dix' unmittelbare, nichts beschönigende Bildsprache. Durch das ungewöhnliche Hochformat in seiner Erscheinung unterstrichen, nimmt der Soldat mit seinem Gewehr nahezu die ganze Bildfläche ein. Der Stahlhelm und der Mantel scheinen ihn äußerlich zu schützen, aber die Wunden liegen tiefer, wie sein durchdringender, fast wirrer Blick verrät. Mit seinem rechten Fuß tritt er auf einen am Boden liegenden Totenkopf, eine skelettierte Hand ist gut zu erkennen. Ein weiterer Soldat mit Helm und Gasmaske hält zwar noch mühsam sein Gewehr, scheint aber bereits verstorben.
Insbesondere Stahlhelme und Gasmasken sind Symbole für den Ersten Weltkrieg, da sie hier erstmals zum Schutz vor Gewehrkugeln, Granatsplittern und Giftgas eingesetzt werden. Auch im Hintergrund zeigt sich unter dem dunkel bewölkten Himmel überall die Zerstörung durch den Krieg. Welches große Leid Menschen anderen zufügen können, wissen diejenigen, die es erlebt haben, wie uns der Blick des Soldaten verrät.
Otto Dix greift das Thema »Krieg« mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erneut auf. Später sagt er, er habe mit den nun entstehenden Werken gegen das Vergessen der Menschen malen wollen. In einer Zeit, in der viele wieder verstärkt den Begriff des Heldentums propagieren, müsse vor Augen geführt werden, welch entsetzliches Leid der Krieg den Menschen zufügt, in der Hoffnung, die Menschen damit in ihrer Abwehr zu bestärken.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2803
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, erworben mit Mitteln der LBBW
Provenienz
1932–1969 Otto Dix; 1969–1978 Martha Dix, Hemmenhofen; 1978–1983 Gesellschaft Erben Otto Dix; 1983–1988 Otto Dix Stiftung; 1987/88 Galerie Valentien, Stuttgart; 1988, 20.6. Städtische Galerie Stuttgart