Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens spielen Fotografien eine zentrale Rolle für Wolfgang Laib. Auf Reisen etwa nach Indien, Japan, Ägypten, Myanmar oder in die Türkei dokumentiert er Landschaften, Skulpturen und Bauwerke. Seine Eindrücke hält er in zentral ausgerichteten Schwarzweißfotografien fest. Dabei nimmt er einen nüchternen, beobachtenden Blick ein und tritt als Künstler zurück. In den Fokus rücken stattdessen bestimmte geometrische Grundformen wie Bögen, Treppen, Recht- oder Dreiecke. In »Grab nahe Hospet, Südindien« hebt sich eine weiße Architektur von der unbebauten Landschaft im Hintergrund ab. Das rechteckige Gebäude ist mittig im Bild platziert, was dessen symmetrischen Aufbau betont. Die unregelmäßige Oberfläche wird zudem durch drei bogenförmige Vertiefungen und dreieckige Öffnungen bestimmt. Oft erst Jahre später finden Formen und Motive aus Laibs Reisefotografien, in abgewandelter oder reduzierter Variation, Einzug in seine skulpturalen Werke. Dadurch lassen sich zahlreiche Bezüge zwischen den Reisefotografien und unterschiedlichen Werkgruppen des Künstlers herstellen. Die Formgebung in »Grab nahe Hospet, Südindien« taucht beispielsweise in Laibs Wachsarbeiten wie die »Türme des Schweigens« wieder auf. Sie sind 2023 im Kunstmuseum Stuttgart erstmals im musealen Kontext gezeigt worden.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2024-010
- Material / Technik: Silbergelatine auf Barytpapier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart