Georg Scholz wird nach dem ersten Weltkrieg mit gesellschaftskritischen Arbeiten bekannt. Sie machen ihn zu einem Protagonisten der Neuen Sachlichkeit. Seit Mitte der zwanziger Jahre treten bei ihm die politischen Themen in den Hintergrund. Nun setzt er sich in traditionellen Bildgattungen wie Landschaftsmalerei und Stillleben vor allem mit allgemeinen Fragen der Malerei auseinander. Bei dem Ölgemälde »Geschlachtetes Huhn« von 1925 interessiert Scholz das Volumen eines Körpers im Raum. Sorgfältig platziert er das Huhn diagonal im Raum, der durch die Tischkanten begrenzt wird. Der unbarmherzige Blick seiner früheren Schaffensphase ist auch bei diesem Stillleben noch zu spüren: Statt in stimmungsvollem Licht und mit anderen Küchenutensilien arrangiert, liegt das Huhn nackt und isoliert auf der blutbefleckten Tischplatte. Man müsse, schreibt Scholz 1924, den dargestellten Gegenstand »vivisezieren«. Und so agiert der Pinsel des Künstlers in diesem Werk wie das Skalpell eines Wissenschaftlers: forschend, präzise und der Wirklichkeit verpflichtet.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2724
- Material / Technik: Öl auf Pappe
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1925–um 1925 Georg Scholz, Karlsruhe; um 1925–o.D. Theodor Kiefer, Kaiserslautern; o.D.–1986, 19.02. Prof. Dr. Gerd Presler, Weingarten; 1986, 19.02. Städtische Galerie, Stuttgart