Nach seinem Studium an der Stuttgarter Kunstschule spezialisiert sich der in Lauffen am Neckar geborene Friedrich Specht auf die Gattung der Tiermalerei, die sich gerade im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreut. Ein Grund dafür liegt im verstärkten naturwissenschaftlichen Interesse des Bildungsbürgertums. So findet auch in diesen Kreisen das zehnbändige Nachschlagewerk »Brehms Tierleben« großen Anklang. Für die dritte Auflage dieser zoologischen Enzyklopädie, die in mehreren Sprachen erscheint und erfolgreich international vertrieben wird, liefert Specht einen Großteil der Bildvorlagen. Dass er ein guter Kenner der Tierwelt ist, stellt er nicht nur in den eher wissenschaftlich gehaltenen Abbildungen für die Enzyklopädie unter Beweis, sondern ebenso in seinen Gemälden.
Fast fröhlich verspielt fallen die Fuchsjungen hungrig über die gejagte Gans her, die rücklings vor ihnen auf dem Boden liegt, sie scheinen sich um nichts anderes zu sorgen. Die Mutter der Füchse hingegen steht aufmerksam hinter ihnen. Offensichtlich ist jemand in ihr Revier eingedrungen. Ihr ganzer Körper zeigt Anspannung, ihr Blick ist fixiert und verrät die Entschlossenheit, die Jungen vor Gefahr zu schützen. Die urwüchsige, eher dunkle Waldlandschaft unterstreicht das Bedrohliche, das in der Natur lauert. In einer Zeit, in der sich die Fotografie gerade erst entwickelt, ermöglichen solche Gemälde eine Betrachtung der Tiere aus unmittelbarer Nähe.
Obwohl Friedrich Specht in seinem Werk die ganze Vielfalt der heimischen Tierwelt darstellt, genießt der Fuchs besonderes Ansehen, gilt er doch schon seit der Antike als schlaues und listiges Tier, das jeder Situation gewachsen zu sein scheint.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-0653
- Material / Technik: Öl auf Holz (Mahagoni)
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
o.D. Johanna Schill, geb. Nill, Tochter von Noa Nill, Privatiere, Stuttgart; o.D.–o.D. Noa Nill, Tierarzt und Tiergartenbesitzer, Sammler von Tiermalerei; vielleicht 1912–1942 Adolf Schill, Stuttgart; 1942–1942 Johanna Schill, Witwe, Stuttgart; 1942 Kunstmuseum (Städtische Galerie) Stuttgart