Nach seiner Ausbildung an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule und Kunstakademie lebt Karl Dehoust als freier Maler und Professor in der schwäbischen Metropole. In seinem nachhaltig vom Impressionismus beeinflussten Werk stehen meist Landschaftsdarstellungen seiner näheren Umgebung im Vordergrund. So scheint auch hier auf den ersten Blick eine friedlich wirkende Waldsiedlung dargestellt zu sein. Der leichte Pinselstrich und die lichte Farbgebung vermögen fast über das eigentliche Motiv hinwegzutäuschen. Dargestellt ist das Flüchtlingslager Schlotwiese im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen, das auf eine über zwei Jahrzehnte währende wechselvolle Geschichte zurückblicken kann. Es wird bereits während des Zweiten Weltkriegs abseits der Stadt verborgen auf einer Waldlichtung gegründet, zunächst leben hier nur Zwangsarbeiter. Nach dem Ende des Krieges finden Volksdeutsche aus den osteuropäischen Grenzgebieten in den Baracken ihre Heimat auf Zeit. Die Schlotwieser, wie sich die Bewohner:innen selbst nennen, nehmen ihre Zukunft in die Hand und beginnen, sich zu organisieren. Ein Fußballverein wird gegründet und ein Kindergarten eingerichtet. Im Entstehungsjahr des Gemäldes rufen die im Lager Wohnenden die Baugenossenschaft »Neues Heim« ins Leben, mit deren Hilfe in unmittelbarer Nähe die neue Siedlung Stuttgart-Rot gebaut werden kann. Viele Schlotwieser ziehen nach Rot, und die verlassenen Baracken des Flüchtlingslagers werden nach und nach abgerissen.
Einerseits steht das größte Stuttgarter Flüchtlingslager für die notdürftige Unterkunft und Misere der Menschen nach dem Krieg. Andererseits zeigt es aber auch den erfolgreichen Neubeginn der Menschen in Stuttgart-Rot.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-0848
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart