Das Porträt eines verwundeten Soldaten ist in schnellen Strichen in die Radierplatte gezeichnet. Seine kurzen Haare stehen wirr ab. Das Blut einer Wunde hat den Kopfverband durchnässt und ergießt sich bereits über die rechte Gesichtshälfte. Auch der verhüllte Arm scheint verletzt zu sein. Die Augen des Mannes sind weit aufgerissen, seinem Blick lässt sich kaum ausweichen. Er kommt direkt auf uns zu, um vom Grauen der Schlacht an der Somme 1916 zu berichten. Sein Mund ist schon geöffnet, doch scheint es ihm die Sprache verschlagen zu haben. Seine Augen aber erzählen überdeutlich vom Schrecken des Krieges.
Otto Dix wird 1914 eingezogen und meldet sich 1915 freiwillig an die Front. Bis zu seiner Entlassung 1918 führt er ein detailliertes Kriegstagebuch und fertigt zahlreiche Zeichnungen an. Daraus entsteht der Radierzyklus »Der Krieg«. Er führt uns das Grauen in beklemmender Schärfe vor Augen. Dix zeigt den Krieg mit unerbittlicher Nüchternheit. Diese sachliche Direktheit macht seine Kriegsbilder so erschütternd. Nichts im Bild bietet die Möglichkeit, dem Anblick für einen Moment auszuweichen.
Werkdaten
- Inventarnummer: R-2307aj
- Material / Technik: Radierung auf Papier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart