1888 kehrt Otto Reiniger von seiner Zeit in München und mehreren Aufenthalten in Italien nach Stuttgart zurück. Er beginnt, bei jedem Wetter zu wandern. Einer seiner Wege führt ihn zur Feuerbacher Heide und ins Feuerbacher Tal, wo er den malerischen Bachlauf für sich entdeckt. In den folgenden Jahren zeichnet er dort unzählige Studien zu unterschiedlichen Tageszeiten und bei wechselndem Wetter. Dabei entwickelt er einen Blick für die verschiedenen Baumarten und ihren Wuchs. Besonders interessiert ist er an der Bewegung des Wassers, das manchmal ruhig dahinfließt, sich mitunter aber auch lebhaft kräuselt. Reiniger malt den Bach im Sommer, wenn die Steine durch die Wasseroberfläche schimmern, und im Herbst bei Hochwasser, wenn der kleine Fluss sich in reißenden Strudeln durch sein Bett stürzt.
Im Laufe der Jahre malt er mit breitem Pinselstrich, zunehmend vereinfacht er die Naturformen. Er versucht, mit möglichst wenigen Strichen das Gesehene im Bild festzuhalten. Letztlich reduziert er die Farbigkeit und verschiedene Brauntöne werden beherrschend. Die Erdtöne sollen sich zu einer harmonischen Gesamtwirkung vereinen. Um die wechselnden Naturerscheinungen möglichst getreu wiederzugeben, perfektioniert Reiniger seine Maltechnik: Die fein aufeinander abgestimmten Farben werden mit einem borstigen Pinsel aufgetragen. Es entsteht eine raue Oberflächenstruktur, die das wechselvolle Spiel von Licht und Schatten wirkungsvoll aufgreift.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-0400
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
o.D.–mind. 1916 vielleicht F. Weißenberger ; o.D.–1937 Gotthilf Krieg, Stuttgart; Provenienzlücke; 1937, Dez. Städtische Galerie (Kunstmuseum Stuttgart)