In Dix' Augen ist das sexuelle Begehren eine niemals endende Antriebskraft. Die Liebe und der Tod sind für ihn lebensbestimmende Faktoren. In zahlreichen Bildern koppelt er deshalb die Begierde an die Vergänglichkeit. So auch in dem Gemälde »Drei Weiber«. Die Liebe verkörpern die drei Prostituierten, die mit Sex ihr Geld verdienen. Die Vergänglichkeit dagegen wird symbolisch durch die drei Lebensalter dargestellt. Neben dem unterschiedlichen Alter fällt die verschiedenartige Körperlichkeit der Frauen auf, die Dix geradezu übertrieben wiedergibt. Das gilt auch für die Gesten und Handlungen der drei.
Wie so häufig greift Dix in der Art der Darstellung auf ein bekanntes allegorisches Motiv zurück: Die Komposition erinnert an das mythologische Thema der drei Grazien, also der Töchter des Zeus, die als Göttinnen der Anmut verehrt wurden. Mythologische Szenen dienen lange dazu, den Akt und die erotische Darstellung zu rechtfertigen. Mit seinen »Drei Weibern« räumt Dix nicht nur mit diesem scheinmoralischen Kunstgriff auf, sondern er bricht auch mit der idealisierenden Darstellung der Göttinnen – seine Göttinnen entspringen der Realität.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2550
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Sperrholz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1926–? Otto Dix; ? (mind. 1976)–1983 Dix-Erben, Hemmenhofen; Nov. 1983–heute E: LHS Stuttgart, B: Kunstmuseum Stuttgart