Aus ungewöhnlicher Perspektive blickt man auf drei aneinandergereiht auf ihren Stühlen sitzenden Mädchen. Das linke Mädchen hat sich mit einer sehr großen Haarschleife hübsch gemacht, wie einen kostbaren Gegenstand hält es einen Apfel in der Hand. Hingegen wirkt ihre Nachbarin mit den trotzig vor der Brust verschränkten Armen für ihr kindliches Alter schon sehr abgeklärt, fast erwachsen. Mit eindringlichem Blick fixiert sie ihr Gegenüber. Das kleinste Mädchen hingegen wirkt fast schüchtern, die Hände hat es hinter dem Rücken versteckt und aus seinem Gesicht spricht große Traurigkeit. Mit seiner genauen Beobachtungsgabe vermag Karl Hubbuch die Kinder derart zu charakterisieren, dass man ihr zukünftiges Erwachsensein schon erahnen kann.
Wie viele seiner Zeitgenoss:innen prägen auch Hubbuch seine Erfahrungen während des Ersten Weltkriegs und lassen ihn einen geschärften Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen der Weimarer Republik werfen. Als er 1922 vom eher beschaulichen Karlsruhe, seiner Geburtsstadt, nach Berlin übersiedelt, treten die Schilderungen des großstädtischen Lebens stärker in den Vordergrund. Sehr häufig zeigt er dabei die Härte der sozialen Lebensumstände in Darstellungen von Kindern. Sie sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, wie es im hier gezeigten Bild zu sehen ist.
Als Hubbuch an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe studiert, liegt ein Schwerpunkt der Ausbildung auf der Kunst des Zeichnens und den druckgrafischen Techniken. So gibt es an dieser reformierten Akademie eine Radierschule und eine lithografische Anstalt. Für Hubbuch wird die Arbeit auf Papier zum bevorzugten Medium seiner Gesellschaftskritik, mit der er zu einem Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit wird.
Werkdaten
- Inventarnummer: Z-0826
- Material / Technik: Bleistift
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart