Um 1965 findet Camille Graeser zu einer seiner letzten Bildideen: der Dislokation, der örtlichen Verschiebung eines quadratischen Elements. In der Folge entstehen etwa zwei Dutzend Kompositionen, in denen sich ein Quadrat aus der zumeist oberen Reihe löst und, um 90 Grad gedreht, in ein darunterliegendes Farbfeld gleitet. Varianten wie die »Dislokation« von 1968/71 zeigen den abgeschlossenen Prozess: Das blaue Quadrat hat bereits seinen neuen Platz innerhalb der unteren weißen Farbfläche eingenommen. Das Ausbrechen des Quadrats aus dem kompositorischen Zusammenhang sorgt für Bewegung, eine neue Bildstruktur entsteht.
Camille Graeser gehört gemeinsam mit Max Bill, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg zur Künstlergemeinschaft der Zürcher Konkreten. Mit »konkret« bezeichnet die Gruppe eine geometrisch-konstruktive Kunst, in der Bildelemente wie Flächen, Linien, Volumen, Raum und Farbe für sich selbst stehen und keinerlei Verweischarakter haben. Den Bildkompositionen von Graeser liegen ausschließlich Rechtecke und Quadrate zugrunde, deren Strukturen im Laufe seines Schaffens zunehmend komplexer werden.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2009-101
- Material / Technik: Acryl auf Leinwand
- Creditline: Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart