Die Weisen aus dem Morgenland

Größe141 x 161,5 x 10,5 cm

Christian Speyer ist ein angesehener Historienmaler, der an der Stuttgarter Kunstakademie unterrichtet. Das Bild ist ein Alterswerk und zeigt die Heiligen Drei Könige. Sie stellen die drei Menschenalter und Kontinente dar: die Jugend (Afrika), das Mittelalter (Asien) und das Alter (Europa). König Caspar, der Vertreter Afrikas, reitet einen Esel und trägt den traditionellen arabischen Kapuzenmantel. Im Vergleich zu den anderen beiden Weisen ist sein Auftritt weniger prächtig, auch befindet er sich nicht auf der gleichen Bildhöhe.
Diese Art der Darstellung Schwarzer Menschen ist in Deutschland zu Beginn der 1920er-Jahre nicht ungewöhnlich. Darüber hinaus politisiert Speyer das Motiv der drei Weisen aus dem Morgenland im Kontext von Rassismus, Kolonialismus und der Kampagne gegen die »schwarze Schande«: Französische und belgische Truppen, darunter Schwarze Soldaten, besetzen 1923 das Ruhrgebiet. Dagegen starten offizielle deutsche Stellen eine Medienkampagne, in der die Beherrschung der (weißen) Rheinländer:innen durch Schwarze Truppen als »schwarze Schmach« angeprangert wird. Das im selben Jahr entstandene Gemälde kann als rassistischer Kommentar auf die Besetzung des Ruhrgebiets gelesen werden.

Werkdaten
Inventarnummer: O-55
Material / Technik: Öl auf Leinwand
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz

1923–o.D. Christian Speyer, Stuttgart; vielleicht Provenienzlücke; wahrscheinlich zw. 1933 und 1945 Städtische Galerie, Stuttgart

Lizenzhinweis
Foto: Kunstmuseum Stuttgart, Harald Schrem
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