Mit einem Stoß ins Horn spuckt Christoph Meckel den Titel seines Großen Zyklus »Die Gaukler kommen« auf das erste Blatt. In 51 Motiven stellt Meckel ein Panorama fantastischer Menschen und Tierwesen vor. Sie alle spielen mit dem Maskieren, Sich-Verstecken und Verwandeln. Mehrfach taucht eine Figur namens Bobosch auf. Sie hat hochstehende Haare und große Augen. Wie in anderen Grafiken Meckels ist sie ein stummer, aber aufmerksamer Beobachter des Geschehens. Ob man ihr trauen kann, ist kaum zu entscheiden. Über das stille Abwarten Boboschs hinaus ist die surreale, teils düstere Welt sehr belebt. An allen Ecken und Enden stellen Gaukler und Artisten ihr Können zur Schau. Sie spielen inhaltlich auf einige Blätter der Grafikfolge »Limbo« von 1979 an. Stärker als bei anderen Zyklen stehen die »Gaukler«-Motive für sich allein. Trotzdem ergeben sich formale Rahmen: Das Blatt »Der Kerzenmann« wiederholt am Ende der Folge spiegelverkehrt das Motiv »Die Kugel« aus der Anfangssequenz. Ein solches Spiel mit eingeführten Motiven lässt sich häufig in Meckels späten Zyklen beobachten. Auch bei »Die Gaukler kommen« entsteht das Neue so durch die Variation des Alten.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-131-10
- Material / Technik: Radierung auf Büttenpapier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart