Karl Duscheks Fußball-Gemälde rufen ein berühmtes Vorbild in Erinnerung: die Piktogramme, die sein Designerkollege Otl Aicher für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München entworfen hatte. Einen Kreis als Kopf, eine geometrische Oberkörperform und angewinkelte Balken als Arme und Beine, dazu linienhaft angedeutete Requisiten wie etwa ein Florett, Gewichte oder ein Paddel – mehr brauchte Aicher nicht, um die einzelnen Sportarten eindeutig kenntlich zu machen. Duschek reduziert die Darstellung noch weiter und überschreitet die Schwelle zur reinen Abstraktion. So führt er das Prinzip des Piktogramms an seine Grenzen. Während der »Junge mit Ball« nur seines Rumpfes beraubt ist, verbleiben dem Fußballspieler in den anderen Gemälden der Serie lediglich noch zwei parallele Balken als Beine. Der Rest seiner Gestalt scheint vom Bildrand abgeschnitten zu sein. Und doch können wir diese Körperkürzel im Verbund mit dem hellen Kreis ohne Zögern gegenständlich deuten. Dies gelingt, weil sich Aichers Vorgänger-Piktogramme längst ins kollektive Gedächtnis eingegraben haben. Zugleich kommt bei Duschek ein Aspekt ins Bild, der – zu Unrecht – der konkreten Kunst nicht zugestanden wird: Humor. Dieser scheint auch darin auf, dass er mit »Der Ball ist rund« die abgedroschenste aller Fußball-Phrasen zum Werktitel erhoben hat.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2016-030c
- Material / Technik: Acryl auf Leinwand
- Creditline: Nachlass Karl Duschek