Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens spielen Fotografien eine zentrale Rolle für Wolfgang Laib. Auf Reisen etwa nach Indien, Japan, Ägypten, Myanmar oder in die Türkei dokumentiert er Landschaften, Skulpturen und Bauwerke. Seine Eindrücke hält er in zentral ausgerichteten Schwarzweißfotografien fest. Dabei nimmt er einen nüchternen, beobachtenden Blick ein und tritt als Künstler zurück. In den Fokus rücken stattdessen bestimmte geometrische Grundformen wie Bögen, Treppen, Recht- oder Dreiecke. In »Datong, China« bildet Laib in Stein gehauene unregelmäßige rechteckige Öffnungen in einer Felswand ab. In jeder dieser Nischen befinden sich sakrale Figuren. Es handelt sich dabei um die Yungang Grotten in Datong, China. Sie beherbergen in 252 Höhlen über 51.000 Buddhastatuen aus dem 5. bis 6. Jahrhundert. Die Nischen und Skulpturen werden durch Licht und Schatten sowie hohe Kontraste der Schwarzweißfotografie besonders betont. Oft erst Jahre später finden Formen und Motive aus Laibs Reisefotografien, in abgewandelter oder reduzierter Variation, Einzug in seine skulpturalen Werke. Dadurch lassen sich zahlreiche Bezüge zwischen den Fotografien und unterschiedlichen Werkgruppen des Künstlers herstellen. Die Formgebung in »Datong, China« erinnert beispielsweise an Laibs Wachsarbeiten, wie die »Türme des Schweigens« oder den dauerhaft im Kunstmuseum Stuttgart installierten »Wachsraum«.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2024-009
- Material / Technik: Silbergelatine auf Barytpapier
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart