Dame im Park

Größe23,8 x 18,2 cm

Mit diesem Aquarell ist Klara Neuburger in der Grafikmappe vertreten, die ehemalige Schüler:innen Adolf Hölzel 1923 zum 70. Geburtstag überreichen. Das Blatt führt sehr anschaulich Hölzels Theorie von der Bedeutung der künstlerischen Mittel vor Augen. Ein violetter Baumstamm, der die Mittelachse markiert, bestimmt den Bildaufbau. Eine korrespondierende horizontal verlaufende violette Linie teilt die linke Bildhälfte. Das Verhältnis der Linien beschreibt den Goldenen Schnitt, den Hölzel als besonders wichtiges Gestaltungsmittel betrachtet. Die diagonale Wegführung im Vordergrund lockert die strenge Bildanlage auf und führt den Blick in die Tiefe. Auch die Rundungen der Baumkronen wirken dem Liniengerüst entgegen. Die Aquarelltechnik kommt dem kontrastreichen Gegenüber von leuchtendem Blau-Orange, Gelb-Violett und Warm-Kalt entgegen. Dabei übersieht man fast die Dame im langen Kleid, die am rechten Bildrand auf einer Parkbank sitzt. Sie scheint in der Stille des Parks ganz in ihre Lektüre versunken.
Nachdem Klara Neuburger ihre Ausbildung an der Stuttgarter Kunstakademie abgeschlossen hat, besitzt sie bis 1937 ein eigenes Atelier in der Friedensstraße. In den 1920er-Jahren nimmt sie an vielen Ausstellungen teil. Lange geht man davon aus, dass sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung im April 1942 vom Stuttgarter Nordbahnhof ins Vernichtungslager Izbica in Polen deportiert wurde. Nach neusten Erkenntnissen weiß man jedoch, dass ihr wohl 1941 die Flucht in die USA gelingt, wo sie 1945 in der Nähe von New York stirbt.

Werkdaten
Inventarnummer: Z-259-21
Material / Technik: Aquarell
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Lizenzhinweis
Foto: Kunstmuseum Stuttgart
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