Größe31,4 x 21,7 cm

Der Blick auf die Manege ist durch den zurückgezogenen Vorhang schon freigegeben. Kurz bevor es hinausgeht, versammeln sich die Artist:innen. Eine große grazile dunkelhaarige Frau jongliert konzentriert mit Tellern. Zwei andere Artisten stehen jeweils seitlich. Der Zirkusdirektor lenkt seine Aufmerksamkeit auf etwas außerhalb des Bildes. Ruhe und Anspannung liegen über der Szene: Hedwig Pfizenmayer vermag dies mittels der feinen Farbgebung zu unterstreichen. Blau sowie Rot, das Akzente setzt, liegen durchscheinend auf dem weißen Papier. Kristalline Strukturen bestimmen den Bildaufbau, bringen die Figuren und die Zeltarchitektur in Einklang: Der lange blaue Mantel der linken Figur geht fließend in die Zeltbahnen über. Die Jonglierstangen greifen den Verlauf des Vorhangs auf der rechten Seite auf.
Zirkusbilder sind zeitlebens die große Leidenschaft von Hedwig Pfizenmayer. Ihre Faszination für die bunte Welt der Artist:innen findet in immer wechselnden Darstellungen ihren Ausdruck. Wie andere Künstler:innen auch schafft sie sich mit den Zirkusdarstellungen eine eigene Bühne, um das Verhältnis von Artist:in und Zuschauer:in, von Künstler:in und Gesellschaft zu beleuchten. Die zerbrechlich wirkende Zeltarchitektur ist dabei zugleich Schutz- und Lichtraum der Artist:innen.
Hedwig Pfizenmayer besucht ab 1910 in Stuttgart die Damenklasse von Adolf Hölzel, später wird sie seine Meisterschülerin. Die kubistische Flächenaufteilung sowie die Farb- und Formkomposition spielen in Hölzels Lehre eine wichtige Rolle. Hiervon angeregt, findet sie ihren eigenen Stil, der gerade durch die von ihr bevorzugte Technik des Aquarells seine Wirkung entfaltet.

Werkdaten
Inventarnummer: Z-259-07
Material / Technik: Bleistiftzeichnung, aquarelliert
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Lizenzhinweis
© Künstler:in und Nachfolge / Foto: Kunstmuseum Stuttgart, Harald Schrem
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