Günther Förg, bekannt als Maler, wendet sich in den 1980er-Jahren der Fotografie von Architektur zu. Dabei entfernt er sich von der traditionellen Architekturfotografie, indem er das Gebäude nie in einer klassischen Ansicht zeigt, sondern es in einer erkundenden Perspektive festhält. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich besonders mit dem Neuen Bauen. Diese Stilrichtung entwickelt sich nach dem Ersten Weltkrieg. Kennzeichnend sind unter anderem die Verwendung neuer Materialien und die geradlinige Formensprache.
Förgs Fotografien von der Weißenhofsiedlung entstehen ab 1981 auf Anregung der Stuttgarter Galeristen Achim Kubinski und Ralph Wernicke. Die Siedlung wird für die Ausstellung »Die Wohnung« 1927 unter der Leitung von Mies van der Rohe in Stuttgart errichtet und ist heute ein berühmtes Beispiel für das Neue Bauen in Deutschland. Führende Architekten haben hier ihre zukunftsweisenden zweckmäßigen Wohnkonzepte mit modernen Bautechniken umgesetzt.
In diesem Bild vereint Förg mehrere Merkmale der Moderne. Zum einen zeigt sich in ihm die moderne Architekturauffassung, die durch eine klare Linienführung gekennzeichnet ist. Zum anderen setzt die Aufnahme die Fenster ins Blickfeld. Ihre serienmäßige Anordnung ist typisch für die Moderne. Die Inszenierung der Straße und des Hauses, die endlos erscheinen, erzeugt eine Illusion von Weite und Beständigkeit, die durch die Fenster noch verstärkt wird.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2014-018n
- Material / Technik: Silbergelatineabzug auf Barytpapier
- Creditline: Schenkung Reinhard und Elisabeth Hauff, in Erinnerung an Achim Kubinski