Die in den Jahren 1973 und 1974 entstandene Serie von »Segel«-Bildern nimmt im Werk Anton Stankowskis eine Sonderstellung ein. Dem quadratischen Grundformat sind jeweils einzelne rechteckige Kompartimente eingeschrieben, deren Farben so changieren, dass sich gleichsam zerfließende, segelartige Formen abzeichnen. Derartig lasurhaft und weich anmutende Farbverläufe finden sich bei Stankowski sonst nirgends. Auch bedient sich der Künstler hierfür eines für ihn unüblichen Verfahrens, indem er die Farben nicht mit dem Pinsel aufträgt, sondern sie aufspritzt. Angesichts der im Werktitel aufgerufenen Motivik ist dabei ein fernes Echo von Lyonel Feiningers zahllosen Segelboot-Darstellungen zu vernehmen. Zugleich eröffnet sich hier aber eine ganz andere Art von Illusionismus: Es scheint, als sei die Leinwand entlang der horizontalen Berührungslinie der Farbflächen aufgeschnitten. Dabei wirken die beiden unteren Rechtecke zur Mitte hin leicht eingeklappt, sodass sich dort ein Schattenwurf über sie legt. Man gewinnt den Eindruck, als habe Stankowski Lucio Fontanas durch tatsächliches Einschneiden der Leinwand realisiertes Raumkonzept mit rein malerischen Mitteln erproben wollen.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2022-162
- Material / Technik: Öl auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart, Schenkung der Stankowski-Stiftung