Die 1912 in Estland geborene Tamara Danischewski wird mit 16 Jahren an der berühmten Tanzschule von Mary Wigman in Dresden aufgenommen. Mit den Lehreinrichtungen von Wigman und Gret Palucca zählt Dresden damals zu den Hochburgen des modernen Ausdruckstanzes. Die Tänzerinnen sind Teil des lokalen Künstlerlebens. So begegnen sich auch Dix und Danischewski. Dix, der ein leidenschaftlicher Tänzer ist, porträtiert mit Anita Berber eine weitere Wigman-Schülerin. Allerdings können die Darstellungen zweier Frauen nicht gegensätzlicher sein. Während die skandalträchtige Berber als geheimnisvoll-verführerische Frau in flammenden Rottönen festgehalten wird, gibt Dix die junge Danischewski geradezu jungfräulich wieder. Sie trägt ein hochgeschlossenes dunklgraues Samtkleid. Die blonden Locken sind ordentlich aus dem lächelnden Gesicht frisiert. Die über dem Bauch verschränkten Hände, die eine weiße Lilie umfassen, verstärken diesen Eindruck zusätzlich: Die Blume, auch Madonnen-Lilie genannt, steht für Reinheit und Keuschheit.
Die Schriftstellerin und Enkelin von Tamara Danischewski Nina Jäckle hat die Erinnerungen ihrer Großmutter an die Begegnungen mit Otto Dix in einer frei erfundenen Biografie verarbeitet. Sie ist 2017 unter dem Titel »Stillhalten« erschienen.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2174
- Material / Technik: Öl und Tempera auf Holz
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1933–o.D. Otto Dix; o.D.–1961 Martha Dix ("Mutz"); 1961 –1978 Ursus Dix; 1978, September Kunstmuseum (früher Städtische Galerie) Stuttgart