Die mit Bleistift ausgeführte Stube zeigt, wie wichtig Paula Freiin von Waechter-Spittler, die als Künstlerin mit Paula von Waechter signiert, die Beherrschung der Zeichenkunst ist. Mit parallelen, aber in unterschiedlichen Richtungen gesetzten Bleistiftstrichen gelingt es ihr, das warme Sonnenlicht wiederzugeben, das die ganze Stube erfüllt. Viele Details, wie der typische Stuhl und die einfache Architektur, verweisen auf eine Bauernstube. Mit der großen Zimmerpflanze und dem kleinen an der Decke hängenden Vogelkäfig strahlt sie Gemütlichkeit aus und wirkt einladend.
Paula von Waechter absolviert von 1878 bis 1889 eine Ausbildung an der Stuttgarter Kunstschule. Ungewöhnlich ist, dass sie zwischen 1884 und 1885 nach Paris aufbricht, um dort einige Zeit zu leben und zu studieren. Wie auch andernorts in Europa dürfen Frauen in der französischen Metropole bis ins Jahr 1897 nicht an der Kunstakademie studieren. Sie müssen auf andere Institutionen ausweichen. Eine der erfolgreichsten privaten Kunstschulen der Zeit ist die Académie Julian. Sie steht allen offen, unabhängig von Herkunft, Alter und Geschlecht. Gerade für Frauen und die von der Akademie zurückgewiesenen modernen Maler bietet die Académie Julian eine große Chance.
Nach ihrer Rückkehr nach Stuttgart bildet sich Paula von Waechter in den Kursen von Adolf Hölzel an der Kunstakademie fort. Sie bleibt jedoch zeitlebens der figürlichen Darstellung treu.
Werkdaten
- Inventarnummer: Z-1943
- Material / Technik: Bleistift
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
o.D.–o.D. Paula Freiin von Waechter(-Splitter), Stuttgart, Schloss Horn; o.D. –1983 Prof. Dr. Schahl, Eleonore Schahl, Murrhardt; 1983 Kunstmuseum (Galerie der Stadt) Stuttgart