Der Aufzug wirkt gespenstisch. SA-Männer marschieren an Skulpturen vorbei, die bis heute deutsche Kathedralen schmücken: Kaiser Heinrich II. und Eva von der Adamspforte am Bamberger Dom, die Naumburger Stifterfiguren, der Magdeburger Reiter und eine sitzende Königsfigur vom Freiburger Münster. Diese berühmten Bildhauerwerke stehen symbolisch für die deutsche Politik- und Machtgeschichte sowie deren Verbundenheit zur katholischen Kirche. Dem SA-Zug folgen Jungfrauen. Links im Bild ist eine gaffende Menschenmenge zu erkennen, rechts sehen wir in Andacht versunkene Kirchgänger. Aus einem barocken Erker blicken weitere Figuren aus der Distanz auf das unwirkliche Ereignis. In der dreigeteilten Bildkomposition spiegeln sich die unterschiedlichen Klassen und die Machtverhältnisse der deutschen Gesellschaft. Karl Hubbuch beginnt im Jahr der Machtergreifung Hitlers an diesem Bild zu malen. Es ist ein für Hubbuch typisch kritischer Kommentar zur politischen Bedrohung durch den NS-Staat.
Hubbuch gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Verismus und der Neuen Sachlichkeit in Deutschland. Er ist ab 1925 Professor an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe und wird als entarteter Künstler 1933 aus seinem Amt entlassen. Zeitweise verdient er sein Geld als Akkordarbeiter, zudem entwirft er Fliesenbilder in der Staatlichen Majolika-Manufaktur in Karlsruhe.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2726
- Material / Technik: Öl auf Hartfaserplatte
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
1933/35–1979 Karl Hubbuch, Karlsruhe; 1979–1986, 24.10. Ellen Hubbuch, Karlsruhe; 1986, 24.10. Städtische Galerie, Stuttgart