In der Kohlezeichnung »Affenkopf« porträtiert Josef Kerschensteiner einen Orang-Utan. Dabei geht es ihm vor allem um das Gesicht des Tieres, dessen Mimik stark an einen Menschen erinnert.
Säugetiere wie Affen, die von Natur aus äußerst aktiv sind, wecken seit je unser Interesse, insbesondere Affen, da sie unterhaltsam und leicht zu vermenschlichen sind. Über die Jahrhunderte sind sie ein beliebtes Motiv in der Kunst. Im 19. Jahrhundert wächst das Interesse noch durch die entstehende anthropologische Wissenschaft. Man glaubte, besonders Menschenaffen wären dafür geeignet, die Grenze der Erziehbarkeit beim Tier auszuloten und die Unterschiede zwischen Tier und Mensch aufzuzeigen. Die zahllosen Vorführungen im Zirkus und in Zoos, in denen noch bis ins 20. Jahrhundert Affen am Tisch speisen und Tee trinken, dienten vor allem diesem Zweck.
Vor dem Hintergrund von Charles Darwins Evolutionstheorie gewannen Affenbilder zunehmend an Bedeutung, weil nun der Streit darüber entbrannte, ob Affen die Tiere sind, die dem Menschen am nächsten stehen. Auch Kerschensteiners Interesse dürfte einer ähnlichen Quelle entsprungen sein.
Werkdaten
- Inventarnummer: Z-0112
- Material / Technik: Kohle
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Provenienz
o.D.–o.D. Josef Kerschensteiner; o.D.–1937, 27. April Adolf Nill; 1937, 27. April Städtische Galerie (Kunstmuseum Stuttgart)