Der Werktitel »4 grillages superposés (0° – 22°5 – 45°5 – 67°5)« mutet wie eine Gebrauchsanweisung an: Man nehme vier industriell gefertigte Raster und lege sie in den vorbestimmten Winkeln übereinander. So spröde sich der Titel des Werks liest, so verblüffend ist das Ergebnis. Die auf schwarzem Holzgrund montierten Gitter entfalten eine zufällig erscheinende ornamentale Struktur. Man versucht, eine Logik hinter der Netzstruktur zu erkennen, prüft, ob wiederholende Muster oder Rhythmen auszumachen sind, und scheitert letztlich.
François Morellet betritt 1950 als Autodidakt die Pariser Kunstszene. Dort entwickelt er im Kontext der zeitgenössischen Strömungen, die von der geometrischen Abstraktion bis hin zum Tachismus der École de Paris reichen, jene Kompositionsprinzipien, die nachfolgend sein Werk prägen: Gegenüberstellung, Überlagerung, Fragmentierung und Interferenz. Bei der strukturellen Gestaltung des Bildfelds, das tendenziell über seine eigenen Grenzen hinausreicht, verfolgt Morellet unter Tilgung aller Willkür und Subjektivität Formprinzipien, die im Vorfeld genau definiert werden. Nicht das Ergebnis, sondern das methodische Vorgehen ist dabei das erklärte künstlerische Ziel.
Werkdaten
- Inventarnummer: 2009-107
- Material / Technik: Verzinktes Drahtgitter auf schwarz gestrichenem Holz (Sperrholzplatte)
- Creditline: Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart