Richard Herdtle

Größe23,8 x 16,5 cm

Die Hände lässig in den Hosentaschen, sitzt der Maler Richard Herdtle mit von sich gestreckten Beinen völlig ungezwungen auf Hermann Pleuers Besucherstuhl. Im Mundwinkel steckt ein brennender Zigarillo. Ganz beiläufig scheinen die Hinweise auf den eigentlichen Beruf des Porträtierten: Der breitkrempige Malerhut hängt an der Stuhllehne, auf einem Tisch liegende Malerutensilien deuten auf den Ort des Geschehens: ein Künstleratelier.
In den ersten Jahren dominieren in Pleuers Gemälden eher dunkle, dem Realismus verhaftete Farben. Satte Brauntöne überwiegen. Farbliche Akzente wie die rote Borte des Teppichs oder der rot glimmende Zigarillo bringen Lebendigkeit. Weiße Lichtpunkte auf der Brille und in den Augen Herdtles ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und verstärken den Eindruck, dass er uns leicht spöttisch anblickt.
Richard Herdtle ist ein guter Freund von Pleuer. Die beiden lernen sich an der Stuttgarter Kunstschule kennen. Hermann Pleuer schließt seiner Ausbildung in Stuttgart ein Studium an der Kunstakademie in München an. Nach seiner Rückkehr 1886 bezieht er ein Atelier in der Kriegsbergstraße und arbeitet fortan als freier Maler. Bald wird Pleuers Atelier zu einem regelmäßigen Treffpunkt der beiden Freunde Pleuer und Herdtle, zu denen sich noch die Maler Franz Vögele und Joseph Kuttner gesellen. Hier genießen und leben die Freunde die Vorzüge des freien Künstlertums. Die Ganzfigurenporträts, die Hermann Pleuer von seinen Freunden schafft, stilisieren sie als Angehörige der Bohème.

Werkdaten
Inventarnummer: O-1877
Material / Technik: Öl auf Schiefer
Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
Lizenzhinweis
Foto: Kunstmuseum Stuttgart
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