Das unförmige fleischfarbene Gebilde, das Dieter Krieg als »Figur H. 2/8« bezeichnet, irritiert zutiefst: Reduziert auf Beine und etwas, das an eine Hand oder an einen Phallus denken lässt, sitzt das Wesen in einem Röhrensessel, der es fest umschließt. Die Konstruktion des Stuhls schmiegt sich an die Kontur der Figur. Gibt er ihr Halt oder hält er sie fest? Stoffteile in Schwarz und Weiß, die sicher nicht zufällig an klassische Männerbekleidung wie einen Anzug und ein Hemd erinnern, hüllen den Körper und den Sessel gleichermaßen ein. Doch wo ist nur der Kopf? Den braucht dieses menschliche Paket nicht, um uns die seelische Bedrängnis und die Tiefen unserer Existenz vor Augen zu führen.
Die Studienjahre in Karlsruhe bei HAP Grieshaber sind prägend für die Malerei von Dieter Krieg. Die Künstler:innen der sogenannten Neuen Figuration, zu der Grieshaber und seine Schüler:innen zählen, stellen sich gegen die in der Nachkriegszeit alles beherrschende abstrakte Malerei. Ihr Interesse gilt dem Menschenbild, das heißt der Vorstellung vom Menschen in all seinen Extremen und ihrer bildnerischen Umsetzung.
Werkdaten
- Inventarnummer: O-2744
- Material / Technik: Latex auf Leinwand
- Creditline: Kunstmuseum Stuttgart
